Matthias Schmid: „Wir haben uns bestmöglich vorbereitet“ Nach dem Rückzug von Georg Fundak hast du die Agenden vorzeitig übernommen. Was hat sich für Dich dadurch verändert? Matthias Schmid: Was von langer Hand vorbereitet wurde, ist nun früher als geplant eingetreten. Als aktiver Sportler habe ich vier Olympia-Kampagnen zusammen mit Georg erlebt. Die vergangenen zweieinhalb Jahre haben wir beinahe Tag und Nacht gemeinsam gearbeitet, alle Agenden wurden gemeinsam geführt. Wir haben uns auf den Zeitpunkt, an dem ich alleine übernehmen soll, bestmöglich vorbereitet. Es ändert sich für mich einiges, aber nicht so viel, wie die meisten Leute glauben. Es gibt keinen Türcode, den ich nicht kenne. Ich bin überzeugt, dass ich weiß, was den Erfolg des Fundak-Systems ausmacht.    Gibt es Auswirkungen auf die Olympia-Kampagne für Tokyo 2020? Matthias Schmid: Das Budget steht, die Planungen von Seglern und Trainern sind fixiert. Von mir wird jetzt der flexible Anpassungsprozess geführt. Es gilt den Plan immer wieder zu hinterfragen und anzupassen. Die Segler und der Trainerstab wissen, was zu tun ist. Ich werde aber trotzdem mehr vor Ort sein, Miami war ein gutes Beispiel. Da haben wir irrsinnig viel weitergebracht. Was gut funktioniert gehört weitergeführt, wir müssen uns auf die maßgeblichen Puzzleteile des Erfolgs konzentrieren.   Wie legst du deine Rolle als Sportdirektor an?  Matthias Schmid: Georgs Stärke hat mir stets imponiert. In einer Position, wo man Entscheidungen treffen muss, wird es immer wieder Leute geben, die diese kritisieren. Um für Kontinuität zu sorgen, braucht es viel Kraft und Klarheit. Dahingehend sind die Fußstapfen, in die ich trete, sicher groß. Die Arbeit des Sportdirektors ist, die Strukturen und Voraussetzungen zu schaffen, die notwendig sind, um erfolgreich zu sein und den Sportlern alle Möglichkeiten zu geben, damit sie weiterkommen. Es gilt gemeinsam den besten Weg herauszufinden und zu bestreiten, klar und deutlich zu kontrollieren und gegebenenfalls nachzubessern. Ein Erwartungsdruck ist da.   Welches persönliche Fazit ziehst du zur „Ära Fundak“?  Matthias Schmid: Georg hat über 34 Jahre im Segelverband Tag und Nacht gearbeitet. Er hat sein Leben, all seine Energie, hineingesteckt und hatte maßgeblichen Anteil an den großen Erfolgen, von EM- und WM-Titeln bis hin zu den Olympia-Medaillen. Da ist sehr viel passiert. Ich habe viel von ihm gelernt, er hat mich persönlich weitergebracht. Es war nie ein unter Georg arbeiten, viel mehr ein Miteinander. Wir waren in vielen Dingen derselben Meinung und haben neue Ideen besprochen, andere Dinge kontroversiell diskutiert. Wir haben beide gewusst, dass wir dasselbe Ziel verfolgen.   Welche Herausforderungen siehst du in Zukunft auf den OeSV zukommen? Matthias Schmid: Die größte Herausforderung für uns als verhältnismäßig kleine Segelnation ist, mit dem rasanten Tempo, in dem sich das Segeln und der Spitzensport auf internationalem Top-Level entwickelt, mitzuhalten. Wir sind in vielen Punkten absolute Weltspitze. In den Klassen, die wir beschicken, sind wir gleichauf mit den besten Nationen. Dem olympischen Segelsport steht aber wahrscheinlich ein Umbruch bevor, niemand weiß genau, in welche Richtung es geht. In Zukunft müssen wir deutlich flexibler werden, Klassen und Formate werden sich vielleicht öfter verändern. Das bedeutet für uns, dass wir auf eine noch bessere Grundausbildung setzen müssen. Denn es wird immer schwieriger sich langfristig zu spezialisieren.