WM-Bilanz von Sportdirektor Matthias Schmid Lara Vadlau/Lukas Mähr (470er), Benjamin Bildstein/David Hussl (49er) und Valentin Bontus (Formula Kite Herren) haben bei der Segel-Weltmeisterschaft vor Den Haag (NED) für die ersten drei Olympia-Quotenplätze gesorgt. Matthias Schmid, Sportdirektor vom Österreichischen Segel-Verband, zieht ein „absolut positives Resümee“. Drei Nationentickets für die Olympischen Spiele 2024 seien ein „sehr gutes Ergebnis. Wir haben unsere Ziele erreicht. Unsere Athlet*innen waren bestmöglich vorbereitet und haben geliefert. Ich bin davon überzeugt, dass wir mit einer sehr starken Mannschaft zu den olympischen Segelbewerben in Marseille anreisen werden.“ „Insgesamt hat es sich gezeigt, dass sich eine professionelle Vorbereitung bezahlt macht. Wir hatten einen Jahresplan bis zu diesem Event, hatten genaue Vorstellung, wie und warum wir wo trainieren. Das hat sich ausgezahlt. Es haben alle relevanten Teams ihre Performance abgerufen – und die war gut. Wir wurden mit drei Nationentickets belohnt, zwei haben wir nur knapp verpasst. Und wir sind zweimal mega-knapp an einer Medaille vorbeigeschrammt. Das ist ein wenig das weinende Auge bei dieser WM – aber das Quäntchen Glück wollen wir uns für die Spiele aufheben“, so Schmid weiter. Mit dem vorzeitigen Erreichen der Quotenplätze erhielt er Sportdirektor auch erste Planungssicherheit für die Olympischen Spiele. „Das ist wichtig und nimmt viel Stress raus. Aber wir haben noch Klassen, in denen wir uns qualifizieren wollen. Und auch eine interne Ausscheidung im 49er und Nacra 17 – da werden wir erst ganz knapp vor den Spielen entscheiden, wer antreten wird. Im iQFoil und ILCA 7 war es unser Ziel hier, Erfahrung zu sammeln. Das ist uns gelungen. Jetzt werden wir alles unternehmen, um vielleicht bei der Last-Chance-Regatta im nächsten Frühjahr auch in diesen Klassen ein Wörtchen um den Quotenplatz mitreden können.“ OeSV-Sportdirektor Matthias Schmid über Lara Vadlau & Lukas Mähr (Rang vier in der 470er-Klasse): „Ihr großes Ziel war der Olympia-Quotenplatz. Das haben sie auch sehr souverän gelöst. Auch wenn es am Ende dann nicht für eine Medaille gereicht hat, haben sie gezeigt, dass sie – wie auch in allen anderen Regatten bislang – das Level haben, ganz vorne landen zu können. Mit diesem Team muss man jederzeit rechnen. Sie profitieren von ihren Allrounder-Fähigkeiten, fahren solide, fighten um jeden Millimeter und sind abgebrüht. Es ist aber auch ganz klar erkennbar, dass die beiden noch in einigen Punkten Potenzial haben. Dass der Qualifikationsstress nun weggefallen ist, gibt den beiden sicher noch mehr Freiheiten, um sich perfekt auf und in Marseille (die Segelbewerbe der Olympischen Spiele 2024 werden vor Marseille ausgetragen; Anm.) vorzubereiten. Das ist sicher ein Vorteil gegenüber allen anderen Nationen, die sich noch für die Spiele qualifizieren müssen.“ … über Rosa Donner & Niklas Haberl (Rang 45 in der 470er-Klasse): „Sie hatten in dieser Woche einige Momente, in denen sie gut aufzeigen und in diesem hochwertigen Feld gut mitfahren konnten. Die Bedingungen hier – und das galt generell für alle österreichischen Teams – sind, ob der Welle und Strömung, unglaublich herausfordernd. Besonders für ein junges, weniger erfahrenes Team, sind diese Gegebenheiten enorm schwierig zu segeln. Sie haben aber wieder jede Menge Erfahrung sammeln können und in der Silberflotte solide Leistungen gezeigt. Bei ihnen liegt jetzt der Fokus auf der Junioren-Weltmeisterschaft Ende August in Litauen. Das ist ihre Ziel-Regatta in diesem Jahr.“ … über Valentin Bontus (Rang 4 in der Formula Kite Herren-Klasse): „Wir haben gewusst, dass Valentin in den letzten Wochen und Monaten gut gearbeitet und einen erneuten Sprung nach vorne gemacht hat. Schon bei den Pre-Olympics ins Marseille war er stark und hier hat er es gleich nochmal bewiesen – bei der wichtigsten Regatta im Jahr. Er hat dann abgeliefert, als es darauf angekommen ist – das ist schon sehr besonders. Trotzdem: Valentin ist noch immer kein kompletter Kiter, in manchen Bedingungen fehlt ihm noch ein wenig auf die Weltspitze. Aber wenn ihm die Gegebenheiten in die Karten spielen, so wie hier, dann braucht er sich nicht zu verstecken. Er hat hier in unglaublicher Manier zwei Semifinalläufe gewonnen – das ist eigentlich sensationell gut. Ich bin guter Dinge, dass er sich in Zukunft weiter verbessern wird. Der Wegfall des Qualifikationsstresses für Olympia wird seine Entwicklung beflügeln.“ … über Alina Kornelli (Rang 17 in der Formula Kite Damen-Klassse): „Aufgrund ihrer Verletzung hat Alina einfach keine perfekte Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft absolvieren können. Sie stand zwei Monate nicht am Wasser, stieg etwa drei Wochen davor ins Training ein – das macht einen unglaublichen Unterschied. Dennoch hat sie den Quotenplatz nur ganz knapp verpasst. Wenn sie die nächsten Monate ihre Potenziale ausschöpft, dann bin ich sehr zuversichtlich, dass sie bei der Last-Chance-Regatta eine ganz große Möglichkeit auf das Ticket haben wird.“ … über Benjamin Bildstein & David Hussl (Rang 12 in der 49er-Klasse): „Nach einem durchwachsenen ersten Halbjahr haben die beiden hier eine große Steigerung gezeigt. Sie haben es sprichwörtlich auf den letzten Metern geschafft, wieder das Gefühl und Gespür für ihr Material und Set-Up zu bekommen. Dafür haben sie auch richtig viel trainiert, mehr als viele andere. Gewaltig war auch ihre Performance unter Druck: Mehr Druck als in der letzten Wettfahrt der Opening-Series gibt es nicht – und sie haben dann mit Platz vier komplett abgeliefert. Das war beeindruckend. Damit haben sie auch den Turnaround geschafft – aber es fehlt noch immer der Schritt zu den Top-Booten und einer Medaillen-Chance. Sie sind deutlich näher dran an den besten der Welt, obwohl sie nicht fehlerlos geblieben sind, das stimmt zuversichtlich für die kommenden Aufgaben.“ … über Keanu Prettner & Jakob Flachberger (Rang 33 in der 49er-Klasse): „Für sie war die Weltmeisterschaft enttäuschend. Rang 33 spiegelt nicht ihr tatsächliches Leistungsniveau wider. In vielen Bedingungen sind sie schon mega-gute Segler und gehören zu den besten der Welt – aber eben noch nicht in Allen. Die Gegebenheiten hier erfordern ‚Skills‘, die noch nicht zu ihren Stärken zählen. Ihre Skill-Box ist schon gut gefüllt, um aber in diesem unglaublich dichten 49er-Feld konstant in die Top-15 fahren zu können, brauchen sie noch Zeit und Wasserstunden. Keanu und Jakob haben aber das Potenzial, hier rasch Fortschritte zu machen. Wenn das gelingt, werden sie stabiler – und für eine spannende interne Olympia-Ausscheidung sorgen. Und es werden auch bald wieder Bedingungen kommen, die ihnen besser in die Karten spielen – und da werden sie auch wieder zuschlagen.“ … über die österreichischen Nacra 17-Teams (Laura Farese & Matthäus Zöchling auf Rang zwölf bzw. Lukas Haberl & Tanja Frank auf Rang 14): „Beide Teams haben bei dieser Weltmeisterschaft einen Sprung nach vorne gemacht. Wir sind definitiv in der Lage, dass wir Richtung Top-8 kommen können – da wollen wir bei den Olympischen Spielen auch sein. Wir forcieren in dieser Klasse weiterhin ein ‚Squad-System‘: Zwei gleichstarke Boote pushen sich hier gegenseitig und bringen sich immer weiter nach vorne. Natürlich ist das eine große mentale Herausforderung, weil am Ende nur ein Boot zu den Spielen fahren kann – aber durch diesen internen Druck werden sie sich weiter verbessern. Wir haben den Quotenplatz zwar hier knapp verpasst, vom aktuellen Level her können wir aber davon ausgehen, dass wir in der Katamaran-Klasse das Nationenticket holen und ein Boot bei den Spielen haben werden. Wir haben den letzten Winter – auch dank der Fortschritte am Materialsektor durch das Technologie-Förderprojekt des österreichischen Sportministeriums – einen Sprung gemacht. Wenn uns das wieder gelingt, dann kommen wir noch näher an die Top-Boote ran.“ … über Theo Peter (Rang 84 im iQFoil): „Theo kann mit erhobenem Haupt diese Weltmeisterschaft verlassen. Er hat sich gut geschlagen und jede Menge Erfahrung gesammelt. Man merkt, dass er vom Speed her gegen die Top-Athleten noch keine Möglichkeiten hat, aber speziell in den Slalom-Races hat er schon viele Dinge sehr gut gemacht. Vor allem im Bereich Gefühl für das Material und der Taktik konnte er sich gut verbessern. Die Entwicklung stimmt und seine Leistung ist sehr positiv einzustufen.“ … über Lorena Abicht (Rang 79 im iQFoil): „Lorena hatte bei dieser Weltmeisterschaft viele ‚Ups and Downs‘. In manchen Bedingungen war ihre Performance – vor allem für sie selbst – enttäuschend. Sie schafft es noch nicht, ihre guten Trainingsleistungen, sie kann mit Goldfleet-Athletinnen problemlos mithalten, in der Regatta umzusetzen. Aber das ist nicht ungewöhnlich, bei einem Wettkampf ist der Druck viel höher, alles chaotischer – da braucht es Erfahrung. Ihr größtes Potenzial liegt definitiv in der Intuition und im Automatismus. Da haben ihre Konkurrentinnen, die seit Kindesbeinen an diesen Sport ausüben, noch einen deutlichen Vorteil. Das wettzumachen wird eine große Herausforderung – aber ich gehe davon aus, dass sie ihre guten Ansätze in Zukunft zu einem großen Ganzen zusammensetzen kann und es dann auch in der Regatta zeigen wird. Dann wird ihr auch ein großer Sprung gelingen.“ … über Clemens Kübber (Rang 117 im ILCA 7): „Für ihn war es die erste große Weltmeisterschaft. Die ILCA 7-Konkurrenz ist brutal stark besetzt, an der Spitze agieren durchwegs ‚alte Hasen‘ – und diese Erfahrung fehlt ihm noch. Auch er schafft es noch nicht, sein Potenzial voll auszuschöpfen. Vor allem in der Startphase und auf der Vorwind fehlt noch ein gutes Stück zu den Top-Booten, gerade diese beiden Bereiche sind im ILCA 7 fundamental. Auf der Kreuz und auch strategisch und taktisch hat er sicher seine Fortschritte gemacht. Clemens‘ Ziel sind die Olympischen Spiele 2028. Wir werden aber alles unternehmen, dass er bis zur ‚Last Chance-Regatta‘ im Frühjahr 2024 ein Niveau erreicht, um an den letzten Nationentickets für Paris kratzen zu können.“