Prettner/Flachberger nehmen EM-Goldflotte ins Visier Keanu Prettner und Jakob Flachberger kennen sich von klein auf. Die heute 20-jährigen Athleten vom Union Yacht Club Wolfgangsee gingen in den gleichen Kindergarten und lieferten sich vor allem im Laser heiße Duelle am Wasser. Im Herbst 2019 entschieden sie sich, eine gemeinsame 49er-Kampagne zu starten. Nachdem in den ersten Trainingsmonaten viel auf das Bootshandling geachtet wurde, folgte im Februar 2020 die erste Bewährungsprobe im „Konzert der Großen“. Bei den Ozeanienmeisterschaften und gleich darauf der Weltmeisterschaft vor Geelong/Australien meisterten sie ihre Feuertaufe souverän. „Ich habe sehr positive Erinnerungen. Vor allem bei den Ozeanienmeisterschaften hatte es sehr schwierige Bedingungen mit viel Wind. Wir sind damit recht gut zurechtgekommen“, blick Vorschoter Flachberger zurück. Es folgte der Lockdown aufgrund der Coronavirus-Pandemie und eine damit verbundene Segel-Pause. Training mit der Weltspitze Mit Trainings am heimischen Wolfgangsee kehrten die beiden Salzburger dann wieder auf das Wasser zurück. Die nächsten Einheiten am Bodensee und vor Zadar/Kroatien konnten sie schon wieder mit Österreichs 49er-Assen Benjamin Bildstein und David Hussl – die auch die Weltrangliste anführen - sowie Coach Ivan Bulaja absolvieren. „Wir profitieren enorm von den gemeinsamen Trainings. Wir suchen zuerst selbst nach neuen Lösungen. Wenn wir trotzdem nicht weiterkommen, stehen sie uns immer helfend zur Seite“, so Flachberger. Anfang September feierten die österreichischen 49er bei der Sailing Aarhus Week ein starkes Regatta-Comeback. Während sich Bildstein/Hussl in Dänemark sogar die Goldmedaille sicherten, landeten Keanu Prettner und Jakob Flachberger auf dem guten 12. Platz. Bei der darauffolgenden Kieler Woche schafften es die beiden Salzburger erstmals bei einer großen 49er-Regatta in die Goldflotte. „Wir haben über die gesamte Regatta sehr gut mithalten können, sind einmal sogar an dritter Position gekentert. Wir merken, dass etwas weitergeht und das sorgt für zusätzliche Motivation. Wenn wir gut segeln, können wir es sicher in die Goldflotte schaffen“, zeigt sich Flachberger selbstbewusst. Neues Boot soll Goldflotte ermöglichen Im Vorfeld der Europameisterschaften nahmen Österreichs Top-Boote auch an den 49er-Staatsmeisterschaften am Wolfgangsee teil. Prettner/Flachberger konnten sogar drei von zwölf Wettfahrten gewinnen und holten sich mit nur fünf Punkten Rückstand auf das OeSV-Olympiaboot Bildstein/Hussl die Silbermedaille. „Es war eine sehr gute Regatta und sicher wieder ein Schritt vorwärts. Wir wissen aber, dass wir vom seglerischen bei Leichtwind noch Aufholbedarf haben“, weiß Keanu Prettner, der die Rennen am heimischen Wolfgangsee besonders genoss: „Wir segeln nur mehr selten in unserem Heim-Revier, es hat mich bisschen an meine Jugend erinnert. Es sind auch viele Clubmitglieder auf uns zugekommen. Sie haben uns zur Leistung gratuliert und schon viele Tipps für den Attersee gegeben“. Am Mittwoch absolvierten die beiden 20-Jährigen ihr erstes Training am Attersee, pendeln nun jeden Tag rund eine halbe Stunde an den EM-Ort. „Wir hatten bei unserer ersten Einheit Leichtwind und Regen, so ist es auch für die nächsten Tage angesagt. Wir wollen jetzt noch möglichst viel Zeit am Wasser verbringen, es sind auch einige Trainingsrennen geplant“, erklärt der Steuermann. Für die EM kommt auch das neue Boot zum Einsatz, das erst im Februar in Australien seine Premiere feierte. „Wir haben es das ganze Jahr geschont und bei den Staatsmeisterschaften erstmals wieder verwendet. Es fühlt sich schon sehr gut an und wir freuen uns auf die EM“, so Prettner. Nach den starken Ergebnissen der letzten Wochen ist die Zielsetzung für die Europameisterschaft klar. „Die Goldflotte ist unser Ziel, wir machen uns aber keinen Druck. Die Top-Leute werden sich schnell an die Bedingungen anpassen. Vielleicht können wir aber gerade in den ersten Wettfahrten einen kleinen Heimvorteil ausnützen“, blickt Prettner auf den Saison-Höhepunkt. „Jede Wettfahrt von immenser Wichtigkeit“ OeSV-Sportdirektor Matthias Schmid: „Keanu und Jakob zeigen immer wieder auf, sind aber noch keine Allrounder. Vor allem bei wenig Wind ist ihnen der Knopf noch nicht ganz aufgegangen. Wenn es von den Windverhältnissen her passt, kann es aber sehr gut laufen. Ich hoffe, dass sie es wieder schaffen in die erste Hälfte des Feldes zu kommen. Für ihr junges Alter sind sie schon auf einem sehr guten Niveau, jede einzelne Wettfahrt ist von immenser Wichtigkeit für ihre Weiterentwicklung. Im Segeln ist es auch wichtig langfristig zu denken, ihr Projekt ist bis 2028 ausgelegt“. Im 49er gehen gleich sieben Boote für Österreich an den Start. Die Meldeliste finden Sie hier.