49er-Asse starten ihren Plan am Bodensee Für den bekannten Morgenwind am Bodensee stehen Benjamin Bildstein und David Hussl bereits um 6 Uhr in der Früh auf. Denn seit Freitag ist das Duo vom Yacht Club Bregenz zurück am Wasser. „Wir wollen die guten Bedingungen nützen und schnell raus. Das frühe Aufstehen hat uns gezeigt, dass es wieder richtig losgeht. Der Sonnenaufgang am Wasser ist dann ein perfekter Start in den Tag“, schildert Steuermann Bildstein. Für die beiden 28-Jährigen ging damit auch eine längere segelfreie Pause zu Ende. Nach der Weltmeisterschaft vor Geelong/Australien, bei der die 49er-Weltranglistenersten Mitte Februar nur hauchdünn an den Medaillen vorbeischrammten, stand zunächst ein Fitnessblock auf dem Programm. Nachdem dann der geplante Auftakt in die Europa-Saison in Palma de Mallorca/Spanien aufgrund der Entwicklungen zum Coronavirus abgesagt wurde, mussten Bildstein/Hussl noch länger als andere pausieren. „Es ist ein richtig cooles Gefühl zurück am Wasser zu sein. Wir haben unser Material sauber hergerichtet und können sehr flexibel agieren. Die ersten Sessions waren gut, in den Anfangstagen geht es vor allem darum wieder das Feingefühl am Boot zu bekommen. Den guten Trapezwind habe ich definitiv am meisten vermisst“, erklärt Vorschoter Hussl, der wie auch sein Teamkollege vor dem Trainingslager die verpflichtenden COVID-19 sowie Antikörper-Tests absolvierte. „Wir sind froh, dass wir unter Einhaltung der strikten Regeln wieder am Boot sein können“. Dreistufenplan gibt Richtung vor Die 49er-Asse, die sich mittels Videokonferenzen regelmäßig mit Sportdirektor Matthias Schmid und ihrem Coach Ivan Bulaja abstimmen, haben einen Dreistufenplan entwickelt. Zunächst soll das Training am Bodensee fortgesetzt werden, die Bedingungen auf Österreichs Seen werden aber laufend evaluiert und ein Standortwechsel könnte in einem zweiten Schritt in Frage kommen. Sowohl Coach Ivan Bulaja als auch ein zweites Boot als Trainingspartner sollten in dieser Phase dazustoßen. Die dritte Stufe würde ein Training am Meer bedeuten. „Ein Training bei Strömung und Welle mit hochwertiger Konkurrenz wäre sehr wichtig. Der Plan soll eine Richtung vorgeben, wir machen uns aber keinen Stress. Wir hatten in den letzten zwei Jahren viele Segelstunden und sind auch in der Vergangenheit mit Pausen gut umgegangen. Für den Einstieg ist das Training am Bodensee sehr gut“, so Bildstein, der sich zuletzt auch im Olympiazentrum Vorarlberg fit hielt und für den das Segeln am „Heimatsee“ immer etwas ganz Besonderes ist. Der gebürtige Bregenzer gewann mit 11 Jahren in seiner ersten Segelsaison den Bodenseemeistertitel in der Klasse B, was das Sprungbrett für seine darauffolgende Karriere war. Olympia - „Wir haben gedanklich einen Schritt weg gemacht“ Obwohl Benjamin Bildstein und David Hussl schon seit längerer Zeit zur 49er-Elite zählen, erreichten sie in den letzten Monaten noch einmal ein neues Level. Mit einer zielgerichteten Vorbereitung lösten sie im Dezember bei der Weltmeisterschaft vor Auckland/Neuseeland souverän das Olympia-Nationenticket, im März übernahmen die beiden durch konstant starke Leistungen schließlich zum ersten Mal die Führung in der 49er-Weltrangliste. Die Verschiebung der Olympischen Spiele in Tokio um ein Jahr (Anm.: auf 23. Juli bis 8. August 2021) bremste den Optimismus keineswegs. „Es kam nicht überraschend, im ersten Moment war es aber schon eine harte Nachricht. Wir haben diese Situation schnell akzeptiert und uns war sofort klar, dass die mentale Einstellung entscheidend ist. Wir haben gedanklich gleich einen Schritt weg von Olympia gemacht. Eigentlich hätten wir uns in den nächsten Wochen nur mehr den Feinschliff holen wollen, jetzt haben wir wieder mehr Zeit“, weiß der Tiroler Hussl. Dabei profitieren sie auch von den eigenen Erfahrungen, musste das Duo vom Yacht Club Bregenz in der Vergangenheit doch mit einigen Verletzungen umgehen. „Es hat immer wieder längere Pausen gegeben und wir sind sehr oft stark zurückgekommen. Wir werden uns über die aktuelle Situation nicht den Kopf zerbrechen, als Segler hat man auch nie alles in der eigenen Hand. Wir versuchen aber die Zeit produktiv zu nützen und den Fokus auf uns zu richten. Wenn es wieder losgeht, werden wir bereit sein“.